DER BLOG DER QIVERSITY

Artikel zu Qigong, zu damit verwandten Themen und zu anderen.

Die Magie des Schreiens

Die Magie des Schreiens

Vier Tage sturmfrei – die Familie ausgeflogen – Zeit für Dinge, für die sonst keine Zeit ist – ein angefangenes Buch – „Was man von hier aus sehen kann“ – hatte mich bis jetzt nicht wirklich gefesselt – oh, Kehrtwende –  ein Kloster mit buddhistischen Mönchen – in dem Schreitherapie angeboten wird – interessant – Schreien – Wut im Bauch –  hatte ich auch die letzten Wochen immer wieder mal – Zeit für Dinge, für die sonst keine Zeit ist – heute nach Feierabend – Schreitherapie – selbstverordnet …

Gesagt – getan

Und so war der Plan gefasst heute mal schreien zu gehen. Im Buch wurde auch die geplagte Nachbarschaft des Klosters erwähnt, von daher muss ich wohl die Joggingschuhe umschnallen und raus laufen aufs Feld. Schreien, wann hab ich das denn das letzte Mal gemacht… Ach, ja in der Stimmbildung. Von hier bis rüber zum anderen Haus „Hallo“ rufen und früher in der Rockband; ohne zu wissen, wie man das macht ohne sich die Stimme zu ruinieren, aber das war anders. Das war eben gegröhlter Liedtext. Und in der Qigong-Ausbildung, aber das war ein kurzer Schrei, schon zum Zweck Wut loszuwerden, allerdings nur kurz, um die Energiereserven zu schonen.

Der rechte Fleck dafür

Kaum zu glauben, aber da sind zunächst einmal tierische Hemmungen. Okay, hier könnte es gehen, zwischen den Bäumen, niemand in Sicht ABER Ich – jetzt – einfach – losschreien – macht man doch nicht – mäp – nicht regelkonform – was wenn mich jemand hört und mich danach fragt, ob alles in Ordnung ist? – was sollen denn die Leute denken? Der erste Schrei ist zaghaft. Eher ein Schreichen. Beim zweiten Schrei also vorbereitend Hände aufs Herz, einen tiefen 360-Grad-Atemzug (anderes Thema – kommt noch) vorausgeschickt, die Wut der vergangenen zwei Wochen zusammengesammelt

UND

ich hab meine Stimme nicht wiedererkannt. Ein gellender Schrei und der ganze Weltschmerz, könnte man meinen, dröhnt über Marbachs Felder. Was mir aber zunehmend egal wird. Der Schrei ist weder zaghaft noch kurz wie in der Ausbildung gelernt, sondern bedient sich des ganzen Atemzuges. Aber was so befreit, kann nicht schaden. In meinem noch folgenden Dauerlauf nehme ich mir noch zweimal die Freiheit, gezielte Erlebnisse der Vergangenheit über die Felder hinauszuschreien und loszuwerden. Wieder daheim angekommen sitze ich nun hier, gelöst, um diesen Text zu schreiben. Wartet nicht so lange wie ich – geht zwischendurch mal schreien – wunderbar!

In der TCM ist das Schreien dem Holzelement, der Leber-der Gallenblase, der Wut zugeordnet und somit auch dem Lebenszeitraum der Kindheit/der Jugend. Wie passend, wenn ich das früher gewusst hätte, hätte ich mir durch Schreien vermutlich den ein oder anderen Jugendrausch erspart. Denn in der Tat ist es wohl so, dass Menschen mit Problemen im Holzelement gerne mal ein Gläschen (zu viel) trinken. Die Folge sind eine Verstärkung der Emotionen und auf lange Sicht Leere-Zustände… Aber damit ists ja jetzt Gott sei dank vorbei!

Auf Wiederlesen.

Daniel

ÜBER DEN AUTOR

Autor

Daniel Steinbauer

Daniel Steinbauer ist Qigong-Lehrer aus Leidenschaft. Nach vier Jahren Ausbildung bei der Deutschen-Qigong-Gesellschaft e.V. und zehn Jahren Kurspraxis hat er 2023 die Qiversity gegründet, um sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben.

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